Wer früh morgens mit dem Fahrrad durch die Wiesen und Felder nach Dorfen fährt, hört und sieht wenig Vögel. Manchmal kreist ein Bussard oder eine Krähe. Aber Feldvögel? Fehlanzeige. Umso überraschender waren das Vogelkonzert und die Bilanz der beobachteten Vögel bei der Wanderung der OG Dorfen des Landesbund für Vogelschutz am 1.Mai.
Von Niederham der Isen aufwärts ging`s nach Oberdorfen. Gleich am Anfang am Treffpunkt bei den Schilfwiesen gab es das erste Highlight. Noch während der Begrüßung unterbrach die Vogelkundlerin Rosa Kugler mitten im Satz. Sie hatte eine Rohrammer aus dem vielfältigen Gezwitscher gehört und gleich entdeckt. Das kleine Männchen mit dem auffallend schwarzen Kopf und schneeweißen Nacken saß hoch im Schilfgras und rief und zwitscherte aus voller Kehle.
Dann ging`s Schlag auf Schlag. Im Schilf sangen Teichrohrsänger, Rohrschwirl, Stare und von weiter hinten hört am ein Feldschwirl. Mit nahezu absoluter Treffsicherheit konnte die Vogelkundlerin die Arten aus dem Singsang und den Rufen bestimmen, die mithilfe einer Vogelstimmen App nachgehört werden konnten. Nur langsam kamen die Wanderer voran und beobachten und hörten auf dem Weg insgesamt über 30 Arten, darunter Bachstelzen, eine Gebirgsstelze, einen Trauerschnäpper und selbstverständlich auch den Kuckuck und den Grünspecht. Und natürlich Amseln, Spatzen, Meisen, darunter sogar ein Trupp Schwanzmeisen (Pfannenstielchen).
Das Wetter und die Strecke waren ideal. Es war früh, der Himmel bedeckt, angenehme Temperatur und die Rauchschwalben jagten dicht über der Isen nach Insekten. Dazwischen gab`s von Rosa Kugler und dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Thomas Huber immer wieder Interessantes aus dem Leben der Vögel und ihren Kampf ums Überleben.
Artenschwund, Vogelsterben? Die Welt der Isen entlang von Dorfen nach Oberdorfen ist offenbar noch gut in Ordnung. Wasser, Schilf, Bäume, Sträucher, eine Viehweide mit Senken im Gelände sind ein attraktives Gelände für Reviere und Nahrungssuche. Hier hört, sieht und erfährt man den Wert einer gut strukturierten Landschaft. Von einem Verbund solcher Biotope in der Landschaft könnte die Artenvielfalt nur gewinnen, so wie es im erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ beschlossen wurde. Der Blick beim Rückweg über die Höhe von Niederham weit ins oft ausgeräumte Erdinger Land dämpfte allerdings die Zuversicht.
Hoffnung dagegen machte ein Girlitz mit leuchten gelber Brust, der den ratschenden Rest der etwa 25 Vogelfreunde am Parkplatz von oben herab trillernd verabschiedete.
Wir freuen uns auf die nächste Wanderung 2023!
Artenliste der Wanderung: 1. Grünspecht, 2. Rohrammer, 3. Singdrossel, 4. Teichrohrsänger, 5. Rohrschwirl, 6. Amsel, 7. Mönchsgrasmücke, 8. Schwanzmeise, 9. Ringeltaube, 10. Zilpzalp, 11. Rabenkrähe, 12. Zaunkönig, 13. Kuckuck, 14. Bachstelze, 15. Buchfink, 16. Eichelhäher, 17. Rauchschwalbe, 18. Trauerschnäpper, 19. Kleiber, 20. Blaumeise, 21. Star, 22. Wachholderdrossel, 23. Sumpfmeise, 24. Kormoran, 25. Haussperling, 26. Rotkehlchen, 27. Mönchsgrasmücke, 28. Blesshuhn, 29. Kohlmeise, 30. Girlitz