Die Dorfener haben die Isen bereits vor Jahrzehnten gezähmt und jeden Steilhang befestigt, damit kein Unwetter ihnen oder ihrem Besitz etwas anhaben kann. Es gibt jedoch Pflanzen und Tiere, die regelmäßig kleinere Katastrophen benötigen um fortbestehen zu können.
Einem kleinen Eisvogel reicht meist schon ein steiler Uferbereich an einem Fluss, der bei einem Hochwasser unterspült wird und in den Fluss stürzt. Es entsteht eine steile Abbruchkante. Perfekt, um vor allen Räubern geschützt eine Bruthöhle anzulegen. Mit ein bisschen Glück kommt es während der Brutsaison zu keinem weiteren Hochwasser, sodass der Nachwuchs eine Chance hat erwachsen zu werden. Und nachdem ein wilder Fluss beständig arbeitet, entstehen immer wieder frische Steilwände, in die man ein neues Loch graben kann.
Es gibt aber auch Arten, denen sind die wenigen verbliebenen Steilwände an der Isen zu klein. Der Großteil ist schließlich begradigt und das Ufer mit Steinen und Gehölzen befestigt. Auch wenn man es nicht anders kennt, so ist es doch nicht der natürliche Zustand eines fließenden Gewässers.
Eine dieser Arten, denen durch die Zähmung unserer Flüsse ihr Lebensraum verloren ging, ist die Uferschwalbe. Und doch haben wir das Glück, dass sie im Isental noch vorkommt. Sie ist zwar die kleinste heimische Schwalbenart, aber sie brütet in großen Kolonien in sandigen Steilwänden. So viel Raum zum Graben von Bruthöhlen ist an der Isen nicht mehr zu finden. Um Dorfen herum gibt es jedoch ein paar Sandgruben mit großen Steilwänden, welche regelmäßig vom Bagger und nicht von einem Fluss erneuert werden. Hier fanden die Uferschwalben ein neues Zuhause. Aber ohne die Rücksichtnahme der Betreiber wäre dieser störungsanfällige Vogel in Dorfen wohl schon lange ausgestorben. Es scheint, dass seit Generationen gilt: „Wenn d’Vegl briadn derfst koan Sand abbaun.“
Nur durch den Sandabbau gibt es noch Steilwände die groß genug sind für diese Flugkünstler und die ganze Brut wäre verloren, würde man an der Brutwand im Sommer Sand abbauen. Im Naturschutz hört man oft nur Negativbeispiele. Diese Art der Bewirtschaftung ist jedoch in jeder Hinsicht vorbildlich. Würde jeder so handeln, dann wäre das Artensterben nicht eines der größten Probleme der Neuzeit, sondern eines, das wir genauso im Griff hätten, wie den Hochwasserschutz.