Lichtverschmutzung

Der Arten- und Klimaschutz ist kein wichtiges Thema mehr in Zeiten der Coronakrise. Wir denken hauptsächlich ans Überleben und weniger ans Erleben. Beides können wir, als Menschheit, nur in einer intakten Welt. In der alle Lebewesen und auch Viren miteinander verknüpft sind und ihren Zweck im Wachsen und Vergehen erfüllen. In der Natur ist alles miteinander verwoben, doch der Mensch löst unwissentlich, aber auch wissentlich Verknüpfungen, ohne die losen Enden wieder zusammenzufügen.

Wenn man nachts durch die Stadt wandert, sieht man wie sich das Stadtbild langsam verändert. Die Lichter werden mehr und die Farben verändern sich Stück für Stück. Der orange Schein der Straßenlaternen wird zunehmend durch kaltes, weißes LED-Licht verdrängt, welches um ein vielfaches attraktiver für Insekten ist.

Auch hier greift der Mensch wahrscheinlich unwissentlich in die Natur ein. Unsere nächtliche Insektenpopulation ist bereits sehr geschwächt. Kleinste Störungen können ganze Arten zum Verschwinden bringen. Denn wie soll ein kleiner Nachtfalter eine Partnerin finden, wenn diese Kilometer entfernt ist? Viele Insektenmännchen besitzen einen ausgezeichneten Geruchssinn, aber zur Orientierung brauchen sie Licht. In der Natur wäre es das kalte Licht des Mondes. Aber wir Menschen haben eine Vielzahl von Monden geschaffen, die unsere Straßen und selbst den Nachthimmel erhellen. Auf Partnersuche verfangen sich unzählige Insekten in diesem Licht und verenden. Monate oder gar Jahre der Entwicklung waren umsonst, denn wenn eine Art keine Nachkommen mehr produziert, verschwindet sie. Meist bemerkt man erst Jahre später, dass irgendetwas fehlt.

Die erwähnte Farbveränderung von orangenen Natriumdampflampen zu LEDs mit hohen Blauanteil (>>3000K) verschlimmert die Situation zusehends. An Orten, wo man nicht auf Beleuchtung verzichten kann, sollte man zu LEDs unter 2500K greifen. Am besten wäre ein warmes Gelb, wie es LEDs mit ca. 2000K verströmen. Dieses Licht hat für uns Menschen auch den Vorteil, dass es unsere Nachtsicht weniger beeinträchtigt und wir auch noch Dinge außerhalb des Lichtkegels erkennen. Vielleicht ja auch den ein oder anderen hübschen Nachtfalter.

Und falls es ein nicht-heimischer und schädlicher Nachtfalter, wie der Buchsbaumzünsler, sein sollte, so tröstet vielleicht der Gedanke, dass auch er unwissentlich seine komplette Lebensgrundlage zerstört. Mit dem letzten Buchs wird auch der Zünsler verschwunden sein. Ein Schicksal, das der Mensch hoffentlich noch abzuwenden vermag. Lasst uns das Licht in unserem Garten reduzieren und wärmere Lichtfarben verwenden. Auch bei der Stadt wäre eine ähnliche Herangehensweise erfreulich, denn die neuen Straßenlaternen Richtung Hampersdorf sind farblich nicht optimal und die Beleuchtung öffentlicher Gebäude, wie man es an der Kita am Marienstift sieht, wirkt selbst auf den Menschen störend.

Der Text wurde am 13.05.20 vom Dorfener Anzeiger in stark veränderter Form abgedruckt. 

Zur selben Zeit hatten wir einen kurzen Email-Verkehr mit Herrn Steiner dem Chef der dorfener Stadtwerke.