Nachdem die letzten Jahre nur kleinere Gruppen von Staren im Frühjahr über den Schilfwiesen unterm Oberfeld in Dorfen zu beobachten waren, konnte man an den Abenden der Ostertage wieder über die Flugübungen eines beachtlichen Schwarms staunen. Ab halb acht abends schossen aus den unterschiedlichen Richtungen größere und kleine Trupps von Staren aus dem Abendhimmel und vereinten sich für eine knappe halbe Stunde zu einer kreisenden und schwingenden Wolke. Wie ein lautloses Feuerwerk schaukelten weit über tausend Stare durch die Luft und bildeten beeindruckende, sich ständig ändernde Formen. Mit ein bisschen Fantasie konnte man große Fische, Kugeln, Riesenschlangen oder Flutwellen über den Nachthimmel schaukeln sehen. Immer wieder drehte sich der Schwarm und stülpte sich zu neuen Figuren auf. Ziemlich genau um zwanzig Uhr senkte sich Wolke wie ein riesiger Vorhang herab und alle Vögel waren schlagartig im Schilf verschwunden. Da hörte man sie noch lange rascheln und zwitschern.
Trotz der beeindruckenden Menge an Vögeln, die über dem Schilf in der Nähe des Dorfner „Silbersees“ kreisten, war es, gemessen an den Schwärmen, die man früher beobachten konnte, nur kleines Theater. Damals muss der Himmel nahezu schwarz geworden sein, wenn sich im Frühjahr und Herbst die Stare zu sagenhaften Schwärmen sammelten.
Seit Ende der neunziger Jahre hat der Bestand etwa um die Hälfte abgenommen und der Allerweltsvogel „Star“ steht inzwischen auf der roten Liste. Nicht umsonst wurde der Star vom LBV zum Vogel des Jahres 2018 ausgerufen, um auf seine Bedrohung aufmerksam zu machen. Zu schaffen macht dem Star das durch die Spritzmittel verursachte Insektensterben, der Rückgang der Weidewirtschaft und die Verdichtung der Böden durch schweres landwirtschaftliches Gerät. Wer Stare beobachtet, sieht diese oft am Boden nach Würmern und Insekten stochern. In den bei uns häufigen Mais- und Getreidekulturen finden sich aber immer weniger Kleinlebewesen.
Wirklich helfen kann dem Star eine naturverträgliche Landwirtschaft. Wichtig sind Hecken mit beerentragenden Sträuchern, da Stare ihre Nahrung gerne mit Früchten ergänzen, wie jeder Kirschbaumbesitzer weiß. Nicht nur Landwirte, auch Gartenbesitzer können helfen, indem sie heimische Sträucher anpflanzen oder ihre Einheitsrasen zu artenreichen Wiesen umgestalten. Der Star soll es uns wert sein, schließlich ist er ein virtuoser Sänger, ein unentbehrlicher Nützling der natürlichen Schädlingsbekämpfung und gerade jetzt in seinem schillernden Prachtkleid ein wunderbarer Anblick.